Nach einem dritten Platz zu Saisonbeginn lief für Biathletin Denise Herrmann nicht mehr wirklich viel rund und es folgte ein schwieriger Saisonverlauf. Doch pünktlich zum Höhepunkt präsentierte sich die 33-Jährige nun in Bestform und holte in Zhangjiakou als erste Deutsche seit Andrea Henkel bei den Winterspielen 2002 in Salt Lake City Gold im Einzelrennen über 15 Kilometer, der Königsdisziplin im Biathlon.

Bereits in der Mixed-Staffel am Samstag hatte sich ihr Leistungsvermögen angekündigt, als sie die Schnellste in der Spur war und von der Strecke geschwärmt hat. Dank einer enormen Konzentrationsstärke zeigte sie sich auf dem Weg zu ihrem Olympiasieg bei guten Windbedingungen treffsicher am Schießstand und verpasste nur die erste Scheibe im dritten Schießen. Aus der Ruhe gebracht hat sie der Fehler jedoch nicht. Am Ende ließ sie die Konkurrenz in 44:12,7 Minuten hinter sich. Silber ging an die Französin Anais Chevalier-Bouchet, Bronze gewann Marte Olsbu Röiseland aus Norwegen.

"Ich wusste, dass ich es kann, auch das Schießen", sagte die Athletin vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal nach ihrem Rennen im ZDF-Interview. Sie sei "unglaublich stolz“ und freute sich: „Das ist ein traditioneller Wettkampf, und dass ich es geschafft habe, macht mich glücklich. Mir fehlen echt die Worte“. Anlässlich der Goldmedaille von Rodler Johannes Ludwig habe sie sich noch am Vortag gefragt, wie es sich wohl anfühlen würde, so als Olympiasieger. Nun ist sie es selbst und sagt freudestrahlend: "Das ist unglaublich. Dass man es überhaupt schafft, solch ein Rennen auf den Punkt zu bringen. Das war mein großes Ziel, dass ich für mich selber das Beste mache, was ich bringen kann. Das macht mich unheimlich stolz, denn ich konnte bei mir bleiben und war nur im Hier und Jetzt". Komplettiert wurde das starke Ergebnis der deutschen Mannschaft von Olympia-Debütantin Vanessa Voigt auf Platz vier. Nach einer durchwachsenen Saison auf Rang 14 lief Vanessa Hinz, Franziska Preuß kam nach Fußverletzung und überstandener Corona-Infektion bei ihrem ersten Rennen als 25. ins Ziel.

Schrecksekunden nach schwerem Sturz von Julia Taubitz

Gänzlich anders als im Biathlon der Frauen ging der Wettbewerb im Rennrodeln vonstatten. Als große Favoritin nach dem ersten Durchgang noch auf Goldkurs gelegen, zerschlugen sich für Julia Taubitz nach einem Sturz im zweiten Lauf sämtliche Medaillenträume. Noch vor den Spielen sprach die Gesamtweltcupsiegerin vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal in einem Interview davon, dass die Olympiabahn „voll für mich geschnitzt“ sei und viel Spaß mache. Doch zu Lachen gab es nach den Schrecksekunden des Sturzes nur wenig.

Zwischenzeitlich lag die Weltmeisterin mehr als eine halbe Sekunde vorn, verlor in Kurve 13, der Schlüsselstelle der Olympiabahn in Peking, nach einer Berührung mit der Bande jedoch die Kontrolle über den Schlitten und konnte einen Sturz nicht verhindern. Mit dem Gesicht nach unten rutschte Taubitz durchs Ziel – raus aus den Medaillenrängen. Die einzig gute Nachricht: dem ersten Eindruck nach hat sich die 25-Jährige nicht ernsthaft verletzt. Hoffnung auf einen deutschen Doppelerfolg machen indes die nach zwei Läufen führende Natalie Geisenberger sowie die aktuell Zweitplatzierte Anna Berreiter. Die finale Entscheidung fällt am Dienstag mit Lauf drei und vier.

Skisprung-Wirrwarr mit frühem Aus für das deutsche Mixed-Team

Einen Schock verdauen muss auch das deutsche Skisprung-Mixed-Team um Selina Freitag von der SG Nickelhütte Aue. Die Dauer-Weltmeister schieden bei der olympischen Premiere des Mixed-Wettbewerbes aufgrund einer Disqualifikation bereits nach dem ersten Durchgang aus. Grund für die Disqualifikation war ein nicht regelkonformer Anzug von Silbergewinnerin Katharina Althaus. Das Kuriose daran: bis zum Aus der Deutschen lagen diese auf Medaillenkurs – denn auch die Japanerin Sara Takanashi und die Österreicherin Daniela Iraschko-Stolz waren bereits disqualifiziert worden. Als ihre Anzüge dann nur wenig später wieder kurzzeitig für regelkonform erklärt und schließlich doch noch aus der Wertung genommen wurden, war das Chaos perfekt. Am Ende stand für die DSV-Auswahl der enttäuschende neunte Platz. Die Medaillen gingen an Slowenien, Russland und Kanada.

Ergebnisse

Biathlon, Frauen 15 km Einzel

1.Denise HerrmannGER44:12,7 min
2.Anais Chevalier-BouchetFRA+9,4 sec
3.Marte Olsbu RoeiselandNOR+15,3 sec

Skispringen, Mixed-Team

1.SlowenienSLO1001,5 Pkt.
2.Russisches Olympisches KomiteeROC890,3 Pkt.
3.KanadaCAN844,6 Pkt.
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9.DeutschlandGER350,9 Pkt.

Rennrodeln, Frauen Einsitzer, nach 2 von 4 Läufen

1.Natalie GeisenbergerGER1:56,825 min
2.Anna BerreiterGER+0,208 sec
3.Tatyana IvanovaROC+0,591 sec
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14.Julia TaubitzGER+1,595 sec

Vorschau

Zeitplan am 8. Februar 2022

12:50RennrodelnFrauen Einsitzer, 3. LaufJulia Taubitz
14:35RennrodelnFrauen Einsitzer, 4. LaufJulia Taubitz

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