Die übergreifende Fortbildung zu den Themen Sportmedizin und Training im Nachwuchsleistungssport richtet sich gleichermaßen an in der Sportmedizin Tätige sowie an interessierte Übungsleiter*innen, Trainer*innen und Sportlehrer*innen, aber auch Studierende und Auszubildende der verschiedenen Fachrichtungen in Medizin und Sportwissenschaft. In diesem Jahr beteiligte sich die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) mit ihrem Präventionssymposium und einer Re-Zertifizierung der M(annschafts)-Ärztinnen und -Ärzte insbesondere aus dem Fußball aktiv mit.
Das Fortbildungsformat hat in diesem Jahr eine große Anziehungskraft bewiesen. Über 200 Teilnehmende - Sportärztinnen und -ärzte, medizinisches und physiotherapeutisches Personal, Trainerinnen und Trainer, Übungsleiterinnen und Übungsleiter, Sportlehrerinnen und Sportlehrer sowie fast 40 Studierende kamen am 16. November auf dem Sportcampus in Leipzig zusammen.
Schwerpunkt Sportmedizin
Als Teil des Präventionssymposiums der VBG wurde der Hauptveranstaltung die M-Ärzt/innen –Re-Zertifizierung vorgeschaltet. So wurde schon ab Freitagnachmittag zur Prävention von Sportverletzungen referiert, sich ausgetauscht und diskutiert. Ausgewählte Fachreferenten aus Forschung und Praxis halfen, die für M-Ärztinnen und –ärzte obligatorische-Re-Zertifizierung auf hohem Niveau und vor allem praxisrelevant zu gestalten.
Ebenso im Vorfeld der Hauptveranstaltung fanden sich am zeitigen Samstagfrüh die Vertreterinnen und Vertreter der zertifizierten sportmedizinischen Untersuchungsstellen des Landessportbundes Sachsen zu Ihrem jährlichen Jahresaustausch und Netzwerktreffen ein. Thematisch stand im ersten Teil, im Fachforum Orthopädie, der Untersuchungsablauf der Landeskadergrunduntersuchung bzw. Sporteignungsuntersuchung zur Aufnahme an die sportbetonten Schulen, insbesondere die Abgrenzung von Sporttauglichkeit und medizinischen Untersuchungsfall im Mittelpunkt. Im zweiten Teil spielten eher organisatorische Fragen der Abrechnungsabwicklung sowie der Ausblick auf 2025 eine Rolle. Als Fazit wurde beschlossen, die Landesfachverbände bei Ausgabe der Untersuchungshefte besser auf die Mitwirkung der Eltern hinzuweisen (Vorbereiten Anamnesebogen, Mitbringen Impfausweis) sowie den standardisierten Untersuchungsbogen in Teilen zu überarbeiten und aktuellen Bedingungen anzupassen.
Ablauf nach bewährtem Programm
In der Zwischenzeit füllte sich die Pausenhalle Nord mit allen interessierten Teilnehmenden des Seminars Sportmedizin. Nach bewährtem Ablauf bestand zunächst die Möglichkeit sich auf einer Fachmesse bei verschiedenen Industrieaussteller/innen und dem Infostand der NADA Prävention zur Thematik Sportmedizin, Prävention und Rehabilitation von Sportverletzungen sowie zur Trainingsgestaltung im Nachwuchsleistungssport umfassend zu informieren. Wir danken herzlich den Firmenvertreterinnen und -vertretern von VBG, ENOVIS, evoletics, MTR, Bauerfeind, Heelmed, NORSAN sowie der Johanniter-Akademie und der NADA Prävention.
Den ersten Höhepunkt der Veranstaltung bildeten dann die beiden Hauptvorträge im gut gefüllten großen Hörsaal. Begrüßt vom Organisationsteam Dr. Axel Klein, Vorsitzender des Sächsischen Sportärztebund e.V., Prof. Dr. Detlef Brock, Vorsitzender des Fachbeirates Sportmedizin im Landesauschuss Leistungssport des Landessportbundes Sachsen sowie Frau Prof. Dr. Maren Witt, als Vertreterin der Sportwissenschaftlichen Fakultät, ging es zielstrebig in das erste Hauptreferat.
Frau Prof. Dr. Juliane Heydenreich, sie hat seit knapp einem Jahr den Lehrstuhl für experimentelle Sporternährung an der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig inne, nahm hier ihre Zuhörerschaft zur besonderen Thematik der Sporternährung als Potential für sportliche Höchstleistungen engagiert mit. Weisen Nachwuchssportlerinnen und -sportler einen erhöhten Energie- und Nährstoffbedarf auf, wie sieht die Mikronährstoffversorgung aus, welche Effekte hat eine „optimale“ Mikronährstoffversorgung auf die sportliche Leistungsfähigkeit und werden überhaupt Nahrungsergänzungsmittel (NEM) gebraucht waren die vier Haupthemen des Vortrages. Darin wurde deutlich, dass Nachwuchsathletinnen und –athleten keine kleinen Erwachsene sind, dass aber das Augenmerk auf spezifische Mangelversorgung durch leistungssportliches Trainings und biologische Entwicklung, insbesondere bei Mädchen liegen sollte, aber trotzdem „Food first“ vor unkontrollierter und nicht induzierter Einnahme von NEM liegen sollte. Das vorgestellte Projekt „Nutr-e-Screen“, zur Digitalisierung und Standardisierung der Ernährungsbetreuung, um frühzeitig ernährungsbezogene Gesundheits- und Leistungsrisiken insbesondere bei Athletinnen zu identifizieren, fand daher allseits guten Zuspruch.
Im zweiten Hauptvortrag beschäftigte sich Frau Dr. habil. Nadja Walter, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Sportpsychologie an der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig, mit dem Zusammenhang von sozialem und sportlichen Druck und dem Essverhalten. Sie berichtete konkrete Ergebnisse und praktische Implikationen aus einer sächsischen Landeskaderbefragung von 2020, womit nahtlos an das Thema Sporternährung angeknüpft wurde, jedoch mit vertieftem Blick auf Ursachen und Folgen von Essstörungen bzw. gestörtem Essverhalten. Die Untersuchung im Nachwuchsleistungssport machte deutlich, dass sich in der Stichprobe von 2020 allein 5,5 % der Aktiven mit Symptomen für gestörtes Essverhalten / Essstörungen zeigten, wobei die Altersgruppe der 15 bis 18jährigen Mädchen besonders gefährdet ist. Als Fazit aus der Studie und der weiteren Zusammenarbeit im Sport gab sie dem Auditorium mit auf dem Weg, Hinzuschauen und Thematik richtig ansprechen, sich weiterbilden und zur Thematik Lernen, auch um richtig zu unterstützen. Mit ganz konkreten Unterstützungsangeboten für Betroffene, Bezugspersonen und Trainerinnen und Trainer durch den Workshop „Essstörungen im Sport - Prävention beginnt beim Coaching“ bzw. im Projekt Lifenet der psychotherapeutischen Hochschulambulanz für Kinder und Jugendliche wurde der Vortrag abgerundet.
Die sich anschließende Diskussion zu beiden Vorträgen zeigten, wie präsent die Themen in der aktuellen Sportlandschaft sind, unabhängig ob als Trainer/in, Sportlehrer/in, Physiotherapeut/in oder Sportmediziner/in. Herzlichen Dank an die Vertreterinnen der Sportwissenschaftlichen Fakultät für Ihre herausragenden Beiträge und die Möglichkeit der so intensiven Teilhabe der Sportpraxis!
Nach der anschließenden Mittagspause und der erneuten Möglichkeit des Austausches und des Netzwerkens sowie Messebesuchs ging es für die Teilnehmenden in die gewählten Praxisforen. Hier hatten sie die Qual der Wahl aus den angebotenen 10 Themen zwei zu finden, in denen man sich vertiefend, einleitend und in der Praxis aktiv auseinandersetzten konnte. Im Angebot standen evoletics - in 90 Sekunden zum individuellen Trainings-/Therapieplan, sportartspezifische Laufanalyse – Basics und Update, das Plus Prevention Program (PPP), Stabilisationstraining – Tipps und Tricks und selbst erlebt, Tapen – bunte Streifen mit großem Nutzen, Slingtraining – Herausforderung für Körper und Geist, Neuroathletik. Klarer Input - besserer Output, Einsatz von Kleingeräten zur Stabilisation, Faszienrolle - Faszinierend? sowie zwei NADA-Kurzworkshop zum Thema Dopingfalle Medikamente bzw. Grauzone Schmerzmittel.
Save the Date 2026
Gestärkt mit neuen Erkenntnissen und Diskussionsstoff für (sport)medizinische Praxen oder in den Landes- und Talentstützpunkten der Sportverbände und –vereine zogen letztlich nicht nur die vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein positives Fazit des Tages. Auch aus Sicht der Veranstalter/innen und Aussteller/innen war der Samstag rundum gelungen. Gern kann diese Veranstaltung noch mehr in den Sportverbänden und dem leistungssportlichen Trainerpersonal publik werden, um die Synergieeffekte bis in die Trainingsgruppen an den Stützpunkten in Sachsen zu nutzen. Also „Save the Date“ für eine Neuauflage im Herbst 2026!