Beim traditionsreichen Leipzig-Triathlon hast Du im Juli Dein erstes Rennen in diesem Jahr bestritten. Zufrieden mit Platz sechs gegen die Konkurrenz ohne Handicap?
Mit dem Platz bin ich zufrieden. Das Starterfeld war dieses Mal stärker als in den Jahren zuvor, vermutlich wollten alle ambitionierten Triathleten der Region die Chance auf einen Wettkampf nutzen. Mit meinen Leistungen war ich dagegen nicht so ganz zufrieden. Ich konnte zumindest nicht das abrufen, was ich mir in den letzten Wochen erarbeitet hatte. So ist Platz sechs OK, ich wäre aber gern näher am Podium gewesen.

Was machst Du am 29. August?
An dem Wochenende will ich beim KnappenMan Triathlon in der Lausitz starten.

Es ist der Tag, an dem eigentlich der paralympische Triathlon von Tokio 2020 ausgetragen werden sollte. Wie sehr schmerzt die Verschiebung?
Damit komme ich unter den aktuellen Bedingungen ganz gut klar. Aus Fairnessgründen ist es schon gut, dass die Spiele verschoben wurden. Ich hoffe einfach, dass es auch wirklich nur eine Verschiebung um ein Jahr ist und nicht zu einer kompletten Absage wird.

Wie hast Du mit Deinem Trainerteam auf die Verlegung reagiert? Die ursprüngliche Saisongestaltung war plötzlich für die Katz…
Am Anfang war das schwierig, da ja so gar nicht bekannt war, wie es weitergehen könnte. Es konnte nur von Woche zu Woche geschaut werden, dann kam die nächste Verschiebung, die nächste Absage. Wir haben uns dann darauf verständigt, einen komplett neuen Saisonaufbau zu machen, in der Hoffnung, dass es Ende des Sommers ein paar Rennen geben wird. So haben wir uns dann alle drei, vier Wochen kleine interne Trainingsziele gesetzt. Ich konnte wirklich stabil trainieren, hatte auch keinen permanenten Wettkampfdruck im Hinterkopf, so dass ich konzentriert arbeiten konnte. Das hat Früchte getragen, die Leistungsdiagnostiken und Tests waren zumindest alle sehr vielversprechend und ich konnte an Dingen arbeiten, die sonst vielleicht ein bisschen zu kurz kommen.

Aktuell hat die Pandemie die Welt im Griff. Was ist, wenn sich die Lage in den nächsten Monaten nicht wesentlich verbessert? Sind Spiele ohne Publikum für Dich eine Option?
Anfangs dachte ich, wie wohl so ziemlich alle Aktiven, dass Spiele ohne Publikum schwierig wären. Aber wenn der Punkt kommt und es nur die Alternative gibt: Spiele ohne Publikum oder gar keine Spiele, dann würden sich sicherlich 99 Prozent der Athleten dafür aussprechen. Am Ende braucht man doch die Paralympics, auf die man so lange hingearbeitet hat. Letztlich bliebe immer noch die Möglichkeit der medialen Übertragung und die Welt würde trotzdem auf Tokio schauen. Mir wären Spiele ohne, oder mit sehr wenigen Zuschauern auf jeden Fall lieber als keine. Es gibt auch in normalen Zeiten mitunter Wettkämpfe, die nur wenige Zuschauer haben.

Mit welchen Wettkämpfen planst Du in diesem Jahr noch? Wird es überhaupt noch Wettbewerbe im Paratriathlon geben?
Aktuell kommen nach wie vor Absagen von regulären oder schon verschobenen Wettkämpfen rein. Viele versuchen noch, Termine zu halten, aber das ist in den meisten Fällen unrealistisch. Deshalb haben wir uns mit meinem Trainerteam schon lange für regionale, kleinere Rennen entschieden. Damit kann ich mich gut motivieren. Es ist auch die Chance, sich mal in der Region zu zeigen, bei Wettkämpfen, in denen Hobbytriathleten die Herausforderung haben, gemeinsam mit den Profis an der Startlinie zu stehen. Man hat so auch weniger Reisestress, setzt sich einfach ins Auto – in Deutschland ist es ja grundsätzlich auch schön. Ich hätte keine Lust darauf, irgendwo hinzufliegen, wo es zwischenzeitlich vielleicht einen Corona-Ausbruch gibt und man kommt nicht wieder zurück oder muss hinterher zwei Wochen in Quarantäne.

Im kommenden Jahr bist Du 31 – im besten Triathlon-Alter. Inwieweit tangiert das Extrajahr bis zu den Spielen auch Deine gesamte Karriereplanung?
Ich habe immer gesagt, dass ich nach Tokio – wenn nichts Außergewöhnliches passiert – noch mindestens ein, zwei Jahre weitermachen werde. Ob noch bis Paris, kann ich aktuell noch nicht sagen. Ich bin jetzt 30, da denkt man zumindest schon mal über ein mögliches Karriereende nach. Dass ich nächstes Jahr noch ein Jahr älter bin, sehe ich nicht als Problem, auch wenn es nicht leichter wird, das Leistungsniveau zu halten. Die Jungen mischen schon ganz gut mit. Aber ich habe auch in diesem Jahr gezeigt, dass ich in kleinen Schritten noch etwas draufsetzen konnte und ich hoffe, dass ich das auch 2021 tun kann. Dann bin ich auch konkurrenzfähig, wenn es um Gold geht.

Wie sieht Deine berufliche Perspektive aus?
Aktuell bin ich noch beim Sächsischen Behindertensportverband angestellt, in einer Projektstelle Öffentlichkeitsarbeit, die zum 31. Dezember ausläuft. Es gibt aber eine berufliche Aussicht, die noch nicht ganz spruchreif ist. Auf jeden Fall werde ich ab 1. Januar einen neuen Arbeitgeber haben. Aktuell sind wir noch in Gesprächen, wie das mit dem Leistungssport vereinbar ist. Bis Tokio werde ich alle notwendigen Freiheiten haben. Danach wird man sehen müssen, ob ich weiterhin so 100 Prozent professionell Triathlon mache wie bisher, oder ob ich mich beruflich stärker engagiere. Aber das sind Entscheidungen, die ich nach Tokio treffen werde – auch abhängig vom Ergebnis.

Das heißt, wenn Du Deinen Titel nicht verteidigst, hängst Du nochmal drei Jahre dran?
Nein, mich motivieren eher Erfolge. Gerade jetzt beim Leipziger Triathlon hat mich das Ergebnis eher demotiviert. Ich will in Tokio auf jeden Fall eine Medaille holen, alles andere wäre eine große Enttäuschung. Wenn einer an diesem Tag besser ist, ich eine gute Vorbereitung hatte und am Tag X alles abrufen konnte und ich dann Zweiter oder Dritter werde – dann ist es halt so. Ich denke aber auch, dass wenn ich fit bin und der Wettkampf gut läuft – ist auch Gold drin. Es ist schon mein Anspruch, dorthin zu fahren, um Gold zu holen.