Der Landessportbund Sachsen (LSB) als Interessenvertreter des organisierten Sports im Freistaat kann eine mögliche Beschränkung des Schulsports auf zwei Wochenstunden nicht nachvollziehen. Das erklärte Ziel der vom Kultus- und Finanzministerium geplanten Kürzungen ist es, die Unterrichtsbelastung der Schüler zu senken. Darüber hinaus ist die aktuelle Situation des sächsischen Lehrermangels allgemein bekannt. Allein durch einen Wegfall von Wochenstunden im Bereich Sport, Musik und Kunst diese Probleme bewältigen zu wollen, erscheint aus Sicht des LSB nicht zielführend.

Der Schulsport als einziges Bewegungsfach hat einen unschätzbaren Wert für die Gesundheit der Schüler und dient nicht nur der sportlichen Ausbildung, sondern stärkt grundlegende motorische Fähigkeiten und beugt somit Haltungsschäden und Unfällen vor. Zudem kann die Bewegung im Sportunterricht den Stressabbau fördern und den Zusammenhalt und Teamgeist im Klassenverband stärken.

In einer Diskussion zur möglichen Reduzierung des Sportunterrichts ist außerdem zu beachten, wie eng die Entwicklung der motorischen Fähigkeiten bei Kindern mit anderen sensiblen Lernphasen verknüpft ist. So hängen Fähigkeiten im Bereich der Wahrnehmung und Kognition nicht zuletzt auch am Sportunterricht – und es besteht die Möglichkeit, die Entwicklung und die Ausbildung grundlegender sozialer Kompetenzen der Kinder durch einen Stundenabbau negativ zu beeinflussen.

Das Fach Sport abzuwerten und damit einen für die Schülerinnen und Schüler so wichtigen Reiz aus der Stundentafel zu nehmen, muss demzufolge kritisch betrachtet werden. „Sachsen ist im Bildungssektor führend und das soll auch so bleiben“, sagt LSB-Präsident Ulrich Franzen. „Dazu gehört eine umfassende sportliche Ausbildung der Schüler ebenso wie der Unterricht im künstlerischen, musischen und sprachlichen Bereich. Die Kürzung von Wochenstunden in diesen Fächern kann und darf nicht das Ziel der sächsischen Bildungspolitik sein.“

Andere Bundesländer verstärken aktuell ihre Initiativen zum Erhalt der dritten Sportstunde (Hessen und Nordrhein-Westfalen). Eine Reduzierung der Wochenstunden jeglicher Fächer als generelle Regelung für alle Schulformen in Sachsen würde zudem bei gleichzeitiger Belegung mit neuen Inhalten nicht zur Entlastung der Kinder beitragen und die Stundentafeln lediglich auf dem gleichen Level halten.

Einen Wegfall der dritten Schulsportstunde für alle sächsischen Schülerinnen und Schüler könnten auch die Vereine im Freistaat nicht ohne Weiteres auffangen, so LSB-Generalsekretär Christian Dahms. Auch flächendeckende Ganztagsangebote zur sportlichen Betätigung, welche voraussichtlich ab 2019 eingeführt und mit zusätzlichen Mitteln bezuschusst werden sollen, seien nicht unproblematisch. Unter anderem bedeute dies eine intensivere Nutzung der Sporthallen und -plätze durch die Schulen, was gleichzeitig weniger Hallenzeit für Vereine zur Folge hätte.

Ein wesentlicher Aspekt des Sportunterrichts besteht außerdem in der Begeisterung der sächsischen Schülerinnen und Schüler für ein lebenslanges Sporttreiben. Dies ist die Basis der in Sachsen lange gewachsenen und gut vernetzten Vereinskultur und bietet für junge Talente zudem einen ersten Berührungspunkt mit einer leistungssportlichen Karriere. Es erscheint aus Sicht des LSB nur schwer vorstellbar, dass sich eine Reduktion der Stundenzahl im Fach Sport nicht negativ auf den Nachwuchsleistungssport in Sachsen auswirken wird.

Sollte die Kürzung des Sportunterrichts an Sachsens Schulen tatsächlich unumgänglich sein, so wünscht sich der LSB Sachsen einen zeitnahen und intensiven Austausch mit dem Kultus- und dem Innenministerium, um die negativen Folgen für den sächsischen Sport so gering wie möglich zu halten.

Hiermit appellieren wir an das sächsische Kultusministerium, die Kürzungspläne der dritten Sportstunde zu überdenken und Abstand davon zu nehmen.